Wer kennt den einzigen niedersächsischen Nobelpreisträger für Literatur heute noch? Rudolf Christoph Eucken (1846–1926) erhielt den Preis 1908; die Begründung des Nobel-Komitees: „aufgrund des ernsthaften Suchens nach Wahrheit, der durchdringenden Gedankenkraft und des Weitblicks, der Wärme und Kraft der Darstellung, womit er in zahlreichen Arbeiten eine ideale Weltanschauung vertreten und entwickelt hat“.
Geboren wurde Rudolf C. Eucken am 5. Januar 1846 in Aurich. Sein Vater war ein wohlhabender Bauer, der durch eine Sturmflut alles verlor. Daraufhin schlug er eine Beamtenlaufbahn im Postwesen ein und verstarb, als sein Sohn noch keine sieben Jahre alt war. Euckens Mutter widmete sich voll und ganz dem Sohn und prägte und verwöhnte ihn sehr. Die Landschaft seiner Kindheit, Ostfriesland, ließ ihn nie ganz los.Eucken wurde schon vor der Verleihung des Literaturnobelpreises zum auswärtigen Mitglied der Schwedischen Akademie der Wissenschaften ernannt.Der schwedische König Oscar II. befasste sich mit Euckens religionsphilosophischen Schriften und hielt große Stücke auf den Philosophen.Deutsche Gelehrte reagierten kritisch auf die Preisverleihung – Eucken galt als Außenseiter, dem es an Systematik und Sprachgewalt mangele.Eucken reagierte verblüfft darauf, dass die Preisvergabe im Ausland so viel mehr gewürdigt wurde als in Deutschland.
Er forderte eine stärkere Auseinandersetzung mit der Natur um den Menschen zur Ganzheitlichkeit zu bringen und ihn eine höhere Geistesstufe erlangen zu lassen. Diesen „heilen Zustand“ nannte er das „Beisichselbstsein des Lebens“. Kurz: Der Philosoph sah die Welt in einem Zustand der Krise und er wollte nicht weniger, als die Welt und den Menschen durch eine neue Sinngebung retten.
Seine Hauptwerke (Werke insgesamt ca. 23): „Der Kampf um einen geistigen Lebensinhalt“ (1896), „Der Wahrheitsgehalt der Religion“ (1901), „Der Sinn und Wert des Lebens“ (1908) sowie „Mensch und Welt“ (1918), für Eucken nicht weniger als eine „Philosophie des Lebens“.